Londoner Studie: Umweltbedingungen haben starken Einfluss auf das Risiko, an MS zu erkranken

Wie das Multiple Sclerosis Journal berichtet, erkranken Schwarzafrikaner und Südasiaten, wenn sie in London leben, um ein Vielfaches mehr an MS als in ihren ursprünglichen Herkunftsregionen.

Bei über 900.000 registrierten Patienten in East London sind knapp 800 an MS erkrankt. Über alle Geschlechter und Ethnien entspricht das einer Quote von 111/100.000. Für die weiße Bevölkerung wurden 180/100.000, für schwarze Menschen 74/100.000 und für Südasiaten 29/100.000 erhoben.

Verglichen mit der höchsten Verbreitung, die für afrikanische Länder südlich der Sahara bekannt ist, 0,24/100.000 in Ghana, ist das ein Vielfaches mehr. Auch verglichen mit Indien (7/100.000) oder Pakistan (5/100.000) liegt die Quote in East London für diese Bevölkerungsgruppe mit 29/100.000 wesentlich höher.

Der Studienleiter, Dr. Klaus Schmierer, sagt:

wenn wir ein eindeutiges Cluster an Risikofaktoren und deren proportionale Relevanz festlegen könnten, könnten Maßnahmen entwickelt werden, diese Faktoren zu ändern oder ganz zu eliminieren – um dadurch die MS potenziell komplett auszurotten, was unser letztendliches Ziel ist.

hiPOSC OPCs: Myelin-Reparatur mit Stammzellen aus der eigenen Haut

mouse cingulate cortex Bildnachweis: User: neurollero, Flickr, CC3.0

Aus Hautzellen abgeleitete Stammzellen konnten im Tiermodell die Demyelinisierung, die u.a. bei Multiple Sklerose für die neurologischen Ausfälle verantwortlich ist, reparieren. Die daraus gezogenen Erkenntnisse könnten eine ganz neue Form der MS-Therapie eröffnen.

Weihnachtsgeschenke im Fach-Journalismus

Weihnachtsbaum auf einer kleinen Insel in der Hamburger Binnenalster Bildnachweis: User:Times, Wikimedia Commons, CC3.0

Heute schenkte ich dem DocCheck-Newsletter ausnahmsweise Beachtung, weil die Betreffzeile mit "MS: ..." anfing. Bereits der Titel des Artikels "MS: Hoffnungschimmer am Kanal" löste einen ersten Anklickreiz aus, bis der Verstand warnte: Zugegeben originell formuliert, aber Achtung, hört sich nach Spiegel Online-Boulevard-Journalismus an! Der Anreißer des Texts von Dipl. Ing Sonja Schmitzer macht dann aber klar, wohin die Reise geht:
Was hat ein Ionenkanal mit MS zu tun? Und könnte man MS tatsächlich mit einem Diabetes-Medikament heilen?
aus: DocCheck News vom 20.12.2012 - MS: Hoffnungsschimmer am Kanal
Da ist es ja mal wieder, das Zauberwort "heilen" - spätestens jetzt ist alles klar. Eine Google-Suche bestätigt dann auch sofort, dass Dr. Manuel Frieses Ergebnisse nicht "gerade eben", sondern vor fünf Wochen veröffentlicht wurden. Die anderen Publikationen wählten einfach eindeutige Worte und schon liest es sich als das, was es ist: Noch ein weiterer interessanter Forschungsansatz für therapeutische Zwecke, der aber verdächtigerweise wieder einmal auf einem bereits bekannten und erprobten Wirkstoff setzt. Glibenclamid ist nämlich ein orales Antidiabetikum, das aber in der Diabetes-Therapie offenbar nicht erste Wahl ist (Quelle: Wikipedia).

Letzte Worte 2012

Nach dieser etwas umständlichen Einleitung zu einem Jahresabschluss-Posting möchte ich allen treuen und neuen Leser/innen fürs Lesen und manchmal auch Kommentieren danken und blicke voller Zuversicht ins Jahr 2013. Zur MS wird soviel geforscht und publiziert wie nie zuvor, das Internet gibt sowohl den Betroffenen als auch den Forschenden weiterhin neue Möglichkeiten zum Austausch und Erkenntnisgewinn. Alle, die mit Multiple Sklerose ausgestattet sind, haben heute eine Vielzahl von Therapieoptionen und -hilfsmitteln, an die vor zwanzig Jahren noch nicht zu denken gewesen wäre. Nicht jeder aufgebauschte Beitrag kann uns zwar die Heilung versprechen, aber wenn sich weiter ein Baustein nach dem anderen finden, dann lässt sich das auch irgendwann einmal erfolgreich zusammenbauen und Multiple Sklerose wirklich effektiv bekämpfen.

Nach nun mehr fast sechs Jahren MS-Reporter verabschiede ich mich aus dem Jahr 2012 und freue mich auf ein ereignisreiches Jahr 2013 mit vielleicht mal wieder steigender Frequenz der Beiträge :-)

Schöne Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr!

PS: Selbst an Weihnachten finden Sie in der Multiple Sklerose Selbsthilfegruppe bei Facebook nette Menschen zum Austausch, getrennt davon gibt es auch eine Gruppe für MS-Singles.

M6PR-Rezeptor lockt schädigendes Granyzm B in die Neuronen

Protein Granzym BProtein_GZMB_PDB, Bildnachweis: Wikimedia Commons

Forschungsergebnis von Oktober 2011 zu einem möglichen Ziel für neue Medikamente: Die medikamentöse Blockade des M6PR-Rezeptors in Neuronen verhindert das Einwandern von Granzym B, was bei Multiple Sklerose dann den Zelltod verhindert.

Viagra verringert MS-Symptome drastisch im Tiermodell

Viagra bei Multiple Sklerose?    Bild von Wikimedia Commons

Mit etwas Ironie könnte man die derzeitige Nachrichtenlage als "reizvoll" für ausreichend aufgeschlossene Multiple Sklerose-PatientInnen verstehen. Zwar immer noch keine Heilung oder nur ein tiefer gehendes Verständnis in Sicht, aber die symptomatisch wirksamen Therapieoptionen versprechen interessante Entwicklungen.

Zuerst hat der deutsche Bundestag das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) zumindest so weit geöffnet, dass das THC-haltige Sativex von Almirall (über das wir im Zuge der UK-Zulassung berichteten) genau hindurchpasst und nun gibt ein Forschungsteam von der Universitat Autònoma de Barcelona in Spanien bekannt, dass es gelungen sei, 50% der Tiere innerhalb von nur acht Tagen symptomfrei zu bekommen.

Cannabis als Schmerzstiller auch ohne Rausch?

Ein Leser schreibt uns heute:
das ist wirklich interessant, es sind nämlich, anders als es viele dachten, wohl doch verschiedene Rezeptoren, die Rauschwirkung auf der einen und dann die schmerzstillende Wirkung auf der anderen Seite steuern:

Cannabis, Marihuana und Multiple Sklerose: positive Effekte erneut bestätigt

Download Festival 2006 - Spliffs 2 Ein Dauerbrenner in den MS-Nachrichten keimt wieder Mal auf:
Cannabis und seine Wirkung auf Multiple Skerose. (Wir berichteten bereits in der Vergangenheit, u.a. 2007 und im Februar 2009).
Dieser Artikel trägt die aktuellen Quellen zusammen, beleuchtet Zusammenhänge und versucht, Fragen aufzuwerfen -- Fragen, die von unseren LeserInnen in den Kommentaren gerne (auch anonym) diskutiert werden dürfen.

Männer sind Schweine (weil sie ihre kranken Frauen im Stich lassen)

Scheidung    Bild von jcoterhals via Flickr

Männer verlassen ihre Frauen bei schweren Erkrankungen weit häufiger als umgekehrt. Eine unbequeme Wahrheit, über die beim Wheelchair Kamikaze bereits vor zwei Monaten berichtet wurde:
Jede fünfte Beziehung geht dann zu Bruch, ergab eine Studie der University of Washington und der University of Utah. Umgekehrt bleiben Frauen sehr viel öfter bei einem erkrankten Partner - sie trennen sich trotz der belastenden Situation in weniger als jedem 30. Fall.
(Netdoktor.de bezugnehmend auf den Artikel in der Fachzeitschrift CANCER, siehe auch in der New York Times)

Fett-sein in der Jugend verdoppelt Risiko eines späteren Multiple Sklerose-Ausbruchs

Teenager beissen in BurgerForscher der Harvard School of Public Health (Boston, USA) berichten in einem BBC-Interview von ihren Studienergebnissen aus der Beobachtung von 238.000 Frauen über einen Zeitraum von 40 Jahren: Diejenigen Frauen, die im jungen Erwachsenenalter einen Body-Mass-Index von über 30 hatten, verfügen über ein doppelt so hohes Risiko später an MS zu erkranken.

MS im englisch-sprachigen Internet

MS im InternetMarc, der Wheelchair Kamikaze aus New York, kann neben dem Filmen und Schreiben auch gut Recherchieren und hat seine Liste "MS on the Internet" von April 2009 ergänzt mit "More MS on the Internet".
Wer sich im US-amerikanischen Web zum Thema Multiple Sklerose umsehen möchte, findet mit diesen beiden Listen einen prima Ausgangspunkt:

News-Überblick August

Birgit Bauer bloggt über ihre MSBrigitte-Blog, Blutdrucksenker bei MS und ein US-Amerikaner lässt sich waterboarden.

Seit 8. Juli 2009 lässt Brigitte.de Birgit Bauer über ihre MS bloggen.
Wissenschaftler testen an Mäusen erfolgreich Medikamente, die eigentlich den Wasserhaushalt und den Blutdruck regulieren, schreiben die Ärztezeitung, SWR2 (mit Radiobeitrag) und viele Andere mit Bezug auf zwei im Juli ins PNAS aufgenommenen wissenschaftliche Artikel.
PNAS doi:10.1073/pnas.0903602106 und doi:10.1073/pnas.0903958106.

CCSVI: Chronische Gehirn-Kreislauf-Insuffizienz als neues MS-Modell?

Prof. Paolo ZamboniWas sich zunächst unglaublich anhört, könnte bald "eine ganz dicke Ueberaschung in Sachen MS" werden, mailt heute unsere Leserin Arne aus Neuseeland.
Vereinfacht ausgedrückt: Ein Team um Prof. Paolo Zamboni (Foto) hat bereits 2006 herausgefunden, dass bei (manchen/allen?) MS-Patienten der venöse Abfluss von Blut aus dem Gehirn ins Herz gestört ist.. Prof. Zamboni ist nun der Auffassung, dass eine CCSVI die Schwere und Progression der MS erhöht, weil das venöse System seine Aufgabe, Giftstoffe aus dem zerebralen Bereich abzutransportieren, unzureichend erfüllt.

CCSVI: Puzzlestück oder Schabernack?

Ist CCSVI das nächste große Puzzlestück im MS-Verständnis und dadurch der Schrecken deren, die mit bemühter Immunmodulation bisher einen Haufen Geld verdienen? Oder halbgarer Schabernack eines fachfremden Mediziners, der doch von neurologischen und Autoimmun-Krankheiten keine Ahnung hat?

Es findet sich eine Vielzahl von englischsprachigen Quellen: Aufsätze, Forenbeiträge und sogar Therapien, die wir hier als Überblick und zur geschätzten Diskussion bereit stellen. Im deutschen Sprachraum ist das Interesse bisher noch nicht sehr groß.

Multiple Sklerose-Forschung: TH17-Botenstoff scheidet als MS-Auslöser aus

Wie verschiedene Medien gestern berichten, ist der Botenstoff Interleukin-17 und die zugehörigen TH17-Immunzellen als nicht verantwortlich für die Multiple Sklerose identifiziert:
Dies wird in der Fachwelt vermutlich zu einem Umdenken führen, denn damit konnten wir eine populäre Hypothese nicht bestätigen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie sind jedoch sehr wichtig für die Entwicklung zukünftiger Behandlungsstrategien von Autoimmunerkrankungen des Gehirns. Denn der Fokus sollte sich im Zusammenhang mit MS weg vom Interleukin-17 hin zu anderen Zytokinen bewegen. (Klinikum Uni Mainz)


MRI-Läsionen gehen MS-Symptomen um Jahre voraus

Deutsches Ärzteblatt meldet zur Aussage von zufälligen MRT-Befunden bei neurologisch ansonsten unauffälligen PatientInnen: Weiter führende Links dort.

Oral verabreichtes Fumarat (BG00012) mildert schubförmig-remittierende Multiple Sklerose

Eine Phase-II-Studie konnte nachweisen, dass oral verabreichtes Fumarat (BG00012) die mit der schubförmig verlaufenden multiplen Sklerose (RRMS) verknüpfte MRI-Aktivität (per Magnetresonanztomographie gemessen) erheblich verringern kann. Die Ergebnisse der Phase-III-Studien werden nun erwartet. Professor Ludwig Kappos vom Schweizer Universitätsspital Basel und Kollegen stellen die Ergebnisse in einem aktuellen Artikel vor.
Quelle: The Lancet (DE)

Alemtuzumab (Campath) regeneriert Gehirnzellen!

 N E W S F L A S H 

Das in der Testphase befindliche MS-Medikament Alemtuzumab (Campath) [Wikipedia/EN] bewies seine Wirksamkeit in einer seit drei Jahren laufenden Phase III Studie, berichtet der britische Neurologe Alasdair Cole von der Universität Cambridge/England der Nachrichtenagentur Reuters.
Es sehe so aus, als ob das Medikament dazu führe, dass sich Gehirnzellen regenerierten ...
Update 24.10.2008:
sueddeutsche.de bezeichnet Alemtuzumab als "Hoffnungsträger mit Risiko" (Danke an andrea für den Hinweis!)

Antikörper rHIgM22 repariert Myelin bei Mäusen, neues MS-Blog

Der [monoklonale] Antikörper [rHIgM22] bindet am Myelin und auf der Oberfläche von Hirn- und Rückenmarkzellen und stimuliert dadurch tatsächlich die Remyelinisierung.
schreibt das Ärzteblatt unter Bezug auf Forscher der Mayo Clinic in Rochester/USA. Mit klinischen Studien will man zunächst vorsichtig sein und nennt daher auch keinen möglichen Start derselben. (Gefunden via 2XIEME COULEUR ("zweite Farbe"))

Neue MS-Medikamente: Was ist in der Pipeline?

Der Benutzer "dignan" hat im August 2005 im This Is MS Forum eine exorbitante Liste an MS-Medikamenten, die in der Pipeline sind, erstellt. Diese Liste hat sie/er nun auch ganz aktuell (Stand: 26. September 2007) auf einer eigenen Website publiziert und umfasst zugelassene Therapien genauso wie "Off-label"-Präparate (Therapien, die nicht für Multiple Sklerose entwickelt wurden). Am umfangreichsten ist jedoch die Liste der Phase-I, -II und -III Studien sowie Wirkstoffe, die sich in der prä-klinischen Erprobung befinden.

MRI/MRT-Geräte: Video zur Funktion und Sicherheit



Nichts für ängstliche Gemüter -- so ein Magnet ist ganz schön mächtig. (Video auf englisch, bei 0.59 Min. geht es richtig los)

Gen für Multiple Sklerose entdeckt (Update)

Wie die Financial Times Deutschland berichtet, haben mehrere Forschungsgruppen herausgefunden, dass MS-Patienten MS-Patienten eine bestimmte Variante eines Gens wesentlich häufiger aufweisen als Gesunde. Update: Inzwischen berichten auch weitere deutschsprachige Medien über die Gen-Entdeckung.

Alpha B-Crystallin (CYRAB): AMSEL.de berichtet

Der neueste Stern am Himmel der MS-Forschung, das Protein Alpha B-Crystallin (CYRAB), über das kürzlich schon berichtet wurde, wird nun auch von der AMSEL beschrieben.

AlphaB-crystallin: Stanford-Forscher klären die Rolle des Proteins bei Multipler Sklerose

Ein Forscher-Team an der Uni Stanford um Prof. Lawrence Steinman gibt in einer gestern veröffentlichten Presseerklärung bekannt, dass sie die Rolle des Proteins AlphaB-crystallin bei Multipler Sklerose klären konnten.