MS College: Copaxone-Web-Plattform

Das MS College reiht sich ein in die Kategorie von Internetseiten, die durch Sponsoring von Pharma-Unternehmen entstanden sind, in diesem Fall unterstützt durch die TEVA Pharma GmbH und Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Hersteller und Vertrieb des seit Ende 2000 zugelassenen Therapeutikums Copaxone. Das Budget hierfür kann nicht zu knapp ausgefallen sein, betrachtet man die namhaften Umsetzungspartner Publicis Vital PR und s&kGrey, beide Mitglieder großer Agenturnetzwerke. Im Einsatz ist das auf Microsoft's .NET basierende redCMS, wie s&kGrey aus Freiburg stammend (Lokalkolorit bringt keinen Sympathiebonus). Mißtrauen ist also angebracht, doch leistet das Angebot neben der werblichen Funktion auch nützliche Dienste für Betroffene und ihre Angehörigen?

Jedenfalls ist die Website keinesfalls barrierefrei und baut durch JavaScripts und Tabellenlayout im HTML-4-Standard erhebliche Zugangshürden für eingeschränkte NutzerInnen auf.
Die inhaltichen Aspekte des Angebots glänzen zunächst mit umfänglichen Infos rund um die MS wie z.B. einer Checkliste für den Arztbesuch. Allerdings spürt der erfahrene NeurologInnen-Besucher schnell, dass hier Profis am Werk sind, denen die Tücken der "Krankheit mit den tausend Gesichtern" nicht wirklich vertraut sind -- einer solchen Checkliste gälte es unbedingt hinzuzufügen, dass der Patient selbst sein bester Ratgeber ist: Neurologen neigen dazu, ihr bewährtes Schema anzuwenden und wenig auf die individuellen Ausprägungen des Patienten einzugehen. Deshalb gehörte an diese Stelle unbedingt der Hinweis "Seien Sie mißtrauisch und hinterfragen Sie die Analyse Ihres Arztes kritisch!".
Sogar Informationsflyer zum Verteilen in Selbsthilfegruppen werden kostenlos bereit gestellt
Damit wird auch deutlich, wo die Problematik mit pharmagesponsorten "Kommunikations- und Informationsforen" liegt: Die einzelnen Lobbygruppen wollen sich nicht gegenseitig schaden und eine Website, die sich sowohl an medizinisches Fachpersonal als auch an Betroffene (=Kunden) wendet, kann diesen Widerspruch nicht auflösen. Zweiter Test: das Forum. Es sind zwar einige Beiträge vorhanden, allerdings bedient sich das Forum zäh, da der Server langsam antwortet und ein Klick auf den unbeschrifteten Rechtspfeil "Weiter im Thema" führt entgegen seiner Aussage zum nächsten Eintrag im Navigationsbaum des Redaktionssystems (hier: Forumsregeln) und nicht wie erwartet zum nächsten Thread oder zur nächsten Antwort. Die nächste Antwort ist nur umständlich erreichbar. Unübersichtlich auch wegen des geringen Zeilenabstands und der relativ kleinen Schrift, die sich im weitverbreiteten Internet Explorer 6 auch nicht per Befehl vergrößern lässt, da alle Texte in absoluter Schriftgröße ausgezeichnet sind. Auch inhaltlich bietet private Foren oder Mailinglisten ein breiteres Themenspektrum.

Gesamtbewertung:

Wegen des inhaltlichen Umfangs reicht es gerade noch für eine 3-. Da können auch namhafte, angeblich unabhängige fachliche Berater nicht viel retten.

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